Herzog will Antisemiten ehren

Wenn eine deutsche Organisation sich „Media-Control“ nennt, lässt das schon nichts Gutes erwarten. Die Organisation stiftet einen Preis, den 2009 bereits Angela Merkel entgegen genommen hat. Für dieses Jahr ist ein international verrufener Antisemit aus dem Palästinensergebieten als Kandidat vorgesehen. Altbundespräsident Herzog soll die Laudatio halten, was zu zahlreichen Protesten geführt hat. Entsprechende Emails ans Büro Herzog wurden bisher nicht beantwortet.

Die Jüdische Allgemeine berichtet:

Der Palästinenser Mitri Raheb soll dieses Jahr den von »Media Control« verliehenen »Deutschen Medienpreis« erhalten. Der Pastor der evangelisch-lutherischen Weihnachtskirche in Bethlehem werde, zusammen mit drei anderen Preisträgern, für sein »Wirken« als »leiser Friedensstifter« und als »Symbol der Menschlichkeit« geehrt, so Media Control. Die Laudatio bei der Preisverleihung am 24. Februar soll Altbundespräsident Roman Herzog in Baden-Baden halten.

Dabei hatte Raheb 2010 mit merkwürdigen Äußerungen von sich reden gemacht: Er sei sicher, dass bei einem DNA-Vergleich zwischen König David, Jesus und ihm »eine gemeinsame Spur« gefunden würde, äußerte er. Dagegen seien etwa die Vorfahren des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erst im mittelalterlichen Europa zum Judentum konvertiert. Daher seien die Palästinenser die wahren Nachfahren des biblischen Volkes Israel, während der Staat Israel den römischen Besatzern entspreche, die Jesus ans Kreuz genagelt hätten.

Der Historiker Malcolm Lowe kritisierte die Äußerungen als »schamlos rassistisch« und wies auf die delegitimierende Wirkung für Israel und die Juden hin. Deutsche Pastoren, Professoren und Gruppen der Deutsch-Israelischen Gesellschaft bekunden nun in Protestbriefen an Media Control und Roman Herzog ihr »Entsetzen«. Raheb wird mit der Ehrung in eine Reihe mit früheren prominenten Preisträgern aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport gestellt. 2009 etwa erhielt Bundeskanzlerin Angela Merkel den »Medienpreis«.

Laut Media Control soll mit der Auszeichnung Rahebs Einsatz »für die Verständigung von Christen, Moslems und Juden« gewürdigt werden. Dafür habe er »eine ganze Infrastruktur von Schulen, Gesundheitszentren und Begegnungsstätten geschaffen«. Die Kritiker rufen Herzog dazu auf, die Laudatio abzusagen. Doch bisher haben weder der Altbundespräsident noch Media Control reagiert.

  1. #1 von Gudrun Eussner am 14/02/2012 - 16:53

    Ich habe schon immer geahnt, daß Roman Herzog ein begeisterter Anhänger der Electronic Intifada ist. Die sind wie er begeistert von Mitri Raheb. Und wenn man seine Preise ansieht, Deutscher Medienpreis, Aachener Friedenspreis, und was Google sonst noch bereitstellt nur bei der Angabe seines Namens, dann sieht man: Ganz Deutschland führt Krieg gegen Israel.

    Der eine BuPräser erklärt, der Islam gehöre zu Deutschland, der andere, ex-BuPräser, kämpft an vorderster Front gegen Israel.

    Stolz, Deutsche zu sein, war ich nie, aber Inzwischen schäme ich mich dafür! :mrgreen:

  2. #2 von lobotomium am 14/02/2012 - 17:10

    Wieso genau ist Mitri Raheb ein „international verrufener Antisemit“? Allein wegen der zitierten Äußerung?

    Die zitierte Äußerung läßt zwar eine verquere Blut-und-Boden-Ideologie erkennen, spezifisch antisemitisch ist sie hingegen nicht. Immerhin betont Raheb damit die eigenen jüdischen Wurzeln. Nicht jede Form von noch so beklopptem Antizionismus ist mit Antisemitismus gleichzusetzen.

  3. #3 von Jaette am 14/02/2012 - 18:00

    @ Lobo:

    Wieso genau ist Mitri Raheb ein “international verrufener Antisemit”?

    Genau deshalb:

    http://www.oikoumene.org/de/dokumentation/documents/other-ecumenical-bodies/kairos-palaestina-dokument.html

  4. #4 von lobotomium am 14/02/2012 - 18:16

    @ Jaette

    Gut, aber: Was ist nun an diesem Schwurbel (auf den ich in Zusammenhang mit Raheb natürlich auch gestoßen bin) spezifisch antisemitisch?

    Ist jeder, der bis zum Erbrechen einseitig zugunsten der Palästinenser Stellung bezieht und einen Boykott israelischer Waren fordert, deswegen ein Antisemit – gar ein „international verrufener“?

  5. #5 von Jaette am 14/02/2012 - 20:34

    @ lobo

    Sie kennen meine Meinung zum Thema sehr genau, oder? „International verrufen“ ist vielleicht(!) etwas unglücklich formuliert, jedoch ist dieser zu ehrende „Palästinensische Befreiungstheologe“ inklusive seines Netzwerkes genau einer dieser Wölfe im Schafpelz, welche die ideologische Munition für „Man wird ja noch Israel kritisieren können!“-Apologeten oder die typisch linke Phrase, „Wir haben ja nichts gegen Juden, aber die Zionisten… die besetzten Gebiete…“.
    Ich formuliere einmal im Rückblick: Ich will Deutschland in den Grenzen vor 1945 wieder haben!
    Sie würden mich wohl, wie immer höflich formuliert, umschrieben, einen ewig gestrigen Idioten und Revanchisten nennen. Und das absolut zurecht!
    Wie nennt man dann wohl Menschen, welche ein Israel auf ein Territorium von vor Juni 1967 zurückstutzen wollen?

    Ist jeder, der bis zum Erbrechen einseitig zugunsten der Palästinenser Stellung bezieht […]
    ein Antisemit?

    Prinzipiell? Ja! Denn was wollen „die Palästinenser“ ? Israel, den jüdischen Staat, vernichten um danach dort „zu siedeln“/sich weiter aushalten zu lassen. 😉

  6. #6 von Gudrun Eussner am 14/02/2012 - 21:08

    Wer die Electronic Intifada ist, wißt Ihr, nehme ich an. Dort wird dies bejubelt: Mitri Raheb: Bethlehem besieged und vieles mehr. Der Mann ist in.

    Die Electronic Intifada und ihr Gründer Ali Abunimah, Chicago, verkünden 2007 The One State Declaration, die Einstaatenlösung, was das Ende für Israel bedeuten würde. Deutsche zeichnen übrigens begeistert mit, Claudia Karras, Sabine Matthes. Kein Kampf gegen Juden und Israel ohne Deutsche! :mrgreen:

  7. #7 von lobotomium am 14/02/2012 - 21:19

    @ Jaette (#5)

    Daß Raheb einer völkischen Ideologie anhängt, ist unbestritten. Daß es bizarr ist, einen solchen Mann mit Preisen zu überhäufen, ist ebenso unbestritten, zumal wenn man sich vergegenwärtigt, wie verhaßt völkische Ideologien ansonsten in Europa sind. Die Frage ist jedoch: Ist er tatsächlich ein Antisemit? Wenn ja, was für eine Definition liegt diesem (Wert-)Urteil dann zugrunde?

    Wenn man jede Form von (schärferem) Antizionismus mit Antisemitismus gleichsetzt, nimmt man dem Begriff nahezu jeden Erkenntniswert. Im übrigen bedient man sich damit letztlich auch nur einer argumentativen Keule, ohne daß in der Sache etwas gewonnen wäre.

    Unterm Strich sehe ich bei Raheb bislang nicht besonders viel, was ihn als klassischen Antisemiten ausweist. Und wenn man sich den Schwurbel der „Befreiungstheologen“ durchliest, den Sie verlinkt haben, drängt sich zumindest mir der Eindruck auf, daß dahinter nicht zuletzt auch eine ganz gehörige Portion schlicht antiwestlicher Ressentiments steht.

  8. #8 von Gudrun Eussner am 14/02/2012 - 21:57

    Mit dem Begriff Antisemitismus ist es wie mit dem Begriff Holocaust. Beide sagen Deutschen als Begriff (!) nichts. Deshalb packt jeder hinein, was ihn gut dünkt, daher so abstruse Äußerungen wie „Araber sind auch Semiten“. Was „klassische Antisemiten“ sein sollen, wüßte ich gern.

    Die Verdrängung funktioniert besser, wenn man nicht sagt „Judenhaß“ und „Judenvernichtung“. Eine „Holocaust-Industrie“ gäbe es dann ebenfalls nicht. Ob Befürworter oder Gegner des Finkelstein-Buches, genau will’s keiner wissen.

    Beide Begriffe haben keinen Erkenntniswert, jedenfalls nicht über die Ereignisse, die sie bezeichnen sollen, sondern eher über diejenigen, die die Begriffe benutzen. :mrgreen:

  9. #9 von Jaette am 14/02/2012 - 22:14

    @ #7 von lobotomium

    Wenn man jede Form von (schärferem) Antizionismus mit Antisemitismus gleichsetzt, nimmt man dem Begriff nahezu jeden Erkenntniswert.

    sowie

    drängt sich zumindest mir der Eindruck auf, daß dahinter nicht zuletzt auch eine ganz gehörige Portion schlicht antiwestlicher Ressentiments steht.

    Aus meinem Archiv * :

    Die Aufgabe von RevolutionärInnen in Europa besteht darin, Propaganda für die skizzierte Perspektive zu betreiben und sich mit dieser Ausrichtung an Solidaritätsmobilisierungen für den palästinensischen Widerstand zu beteiligen. Das muss (gerade im deutschsprachigen Raum) mit einem konsequenten Kampf gegen Antisemitismus in allen Formen verbunden werden. Es muss immer wieder betont werden, dass die Politik des israelischen Staates nicht die Politik „der Israelis“ ist, und schon gar nicht die „der Juden“. Ebenfalls verbunden werden muss diese Orientierung mit einem Kampf für das Recht auf freie Migration und mit einem vehementen Widerstand gegen den in den imperialistischen Ländern deutlich verschärften anti-islamischen Rassismus.

    *Gemeinsame Thesen der Arbeitsgruppe Marxismus (AGM) und der AL-Antifaschistische Linke/Entwurf von Stefan Neumayer

    Merken Sie etwas? Genau das haben Sie (ich zitierte oben) beschrieben. Raheb ist, ohne sich völlig (?) darüber bewusst zu sein, wie die „Linken“, die sich hinter einem aufgesetztem „nicht gegen Juden“ – wobei ich die signum citationis bewusst dem o.a. Zitat entlehne – Teil dieses Systems, des komplexen „ja, aber – Konstrukts“ der Israel-Hasser. Als Quintessenz bleibt festzustellen: Wer gegen Israel agitiert, ist Antisemit! Ohne wenn und Aber und egal, in welcher „Verpackung“ er daherkommt!
    Ich verabschiede mich für heute. Jedoch nicht ohne festzustellen, dass es mir eine Freude war, wieder einmal einige Gedanken mit Ihnen ausgetauscht zu haben.

  10. #10 von anti3anti am 19/02/2012 - 12:58

    Jesus hat es nie gegeben. Er wurde als Palästinensischer Christ geboren und starb als Muslim – oder umgekehrt?