Mord ohne Reue

Auch nach 6-jähriger Einwirkung jugendstrafrechtlicher Milde bleibt das anmaßende Ziel der Resozialisierung eine Utopie. Die Haft hat beim Schwestermörder Sürücü nicht zur Einsicht der Schuld und der vorgesehenen Reue geführt. Der damals 18-jährige übernahm wie üblich wegen der geringsten Straferwartung die Verantwortung für den vom Familienrat beschlossenen Ehrenmord an der integrationswilligen Schwester. Die familiäre Solidarität und die gefestigte islamische Sozialisation triumphieren über sozialpädagogische Stuhlkreise.

BILD berichtet:

Er bereut seinen Mord mit keinem Wort. Am 7. Februar 2005 hatte Ayhan Sürücü seine Schwester mit einer Pistole auf offener Straße hingerichtet.

Hatun († 23) starb wenige Meter entfernt von ihrem Wohnhaus in Tempelhof. Ihr jüngerer Bruder (damals 18) wollte ihren westlichen Lebensstil nicht akzeptieren.

Jetzt spricht der Täter erstmals öffentlich über den Mord an seiner Schwester. In einem RBB-Interview in der Justizvollzugsanstalt in Charlottenburg sagt er: „Mir war klar, dass ich sie töten werde, und ich habe niemanden gesehen, der mich davon abhalten könnte. Ich war damals regelrecht besessen.“
Am Tatabend gab es Streit, es ging um Hatun und die Männer. „Für meine Vorstellung war das alles zu freizügig, zu offen“, so der Strenggläubige. An einer Bushaltestelle vor ihrem Haus eskalierte die Situation. „Sie sagte: ‚Ich schlafe, mit wem ich will. Das geht dich nichts an.“

Aus nächster Nähe feuerte er drei Schüsse auf seine Schwester, sie hatte noch um ihr Leben gebettelt.

Hatuns Namen spricht der Bruder nicht aus. „Es ist schwierig, gegenüber einem Menschen Gefühle zu hegen, wenn man weiß, dass man diese Person umgebracht hat.“

Bei der Tat sei es nicht nur um Glauben und Religion gegangen, sondern auch um Respekt. „Mir hat die Beachtung gefehlt, ich wollte Anerkennung. Auch deshalb habe ich es getan“, versucht Ayhan Sürücü eine Erklärung.