Augen rechts!

Die Aachener Zeitung begeistert uns heute mit einem Jahrhundertwerk von linkem Qualitätsjournalismus. Den Knaller gibt es aber nur zur Belohnung, wenn man tapfer den Artikel bis zu Ende liest. Aber es lohnt sich – versprochen! Es wird empfohlen, Speisen und Getränke, die sich eventuell im Mund befinden, zuvor runter zu schlucken.

Aus der Aachener Zeitung über die Absage eines Konzertes gegen Rechts:

Hintergrund dessen ist die Attacke auf das Haus des Clubmanagers und Linksaktivisten Manfred Engelhardt. In der Nacht zum Montag wurde das Gebäude an der Freunder Landstraße mit Farbbeuteln beworfen, ein unmittelbar vor dem Haus stehendes Auto wurde angezündet. «Wir können die Sicherheit unserer Besucher nicht gewährleisten. Und die Sicherheit hat absoluten Vorrang», sagt Engelhardt.

Sorge bereitet dem Clubpräsidium dabei weniger die Sicherheit im Saal selbst. Dafür habe man einen Security-Dienst engagiert. Aber der Hin- und Heimweg der Konzertbesucher bereitet Bauchschmerzen. In Bezug auf das Konzert habe die rechtsextreme Kameradschaft Aachener Land Engelhardt «gepostet». Darauf führt der langjährige Gewerkschafter und frühere Ratsherr auch die Attacke auf sein Wohnhaus zurück. Eine spezielle Personenversicherung habe sich der Club als Veranstalter nicht leisten können, wobei die moralische Verpflichtung gegenüber den Konzertbesuchern bei der Absage im Vordergrund stehe.

Zwar habe ein ähnliches Konzert 2004 auf dem Brander Markt bewiesen, dass solche Veranstaltungen machbar seien. «Allerdings muss auch festgestellt werden, dass die neofaschistischen Tendenzen massiv zugenommen haben, was die Umstände beziehungsweise Voraussetzungen zu solchen Konzerten erschwert, heißt es in einer Erklärung des Präsidiums. Jetzt ruft das Präsidium zu «legalen und demokratischen Aktionen gegen die Neonazis» auf. Insbesondere die Aktionen des DGB am 1. September anlässlich des Antikriegstages werden dabei ins Auge gefasst.

Stolbergs Bürgermeister Ferdi Gatzweiler, der die Schirmherrschaft übernommen hatte, wurde informiert. Karten können laut Engelhardt an den Vorverkaufsstellen wieder eingelöst werden. Nicht eingelöste Tickets können für die nächste Veranstaltung des Clubs eingesetzt werden. Karten, die verlost wurden, können zwar nicht eingelöst, aber ebenfalls weiter verwendet werden.

Die polizeilichen Ermittlungen zum Brandanschlag laufen indes weiter. Engelhardt ist vom Staatsschutz als Zeuge geladen worden und hofft, dass sich noch Menschen melden, die den Vorfall beobachten haben. Nach wie vor geht er fest von einer Tat aus der rechten Szene aus, auch wenn das brennende Auto seinem Mieter gehörte, der dem Vorstand der rechtspopulistischen «Pro NRW»-Partei in Aachen angehört.

Ein Anschlag von links ist für Engelhardt dennoch nicht im realistischen Bereich. Die Polizei hatte erklärt, in alle Richtungen zu ermitteln. Neues gab es seitens der Polizei dazu am Dienstag nicht zu berichten.

Da wird nach bester Antifamanier die Wohnung eines Pro-Politikers mit Farbe beschmiert und sein Auto abgefackelt, und nur, weil der Vermieter ein Linksextremist ist – was wir irgendwie sympathisch finden – wird das ganze zu einem Anschlag von Rechten umgedichtet. Wirklich schade, dass nach menschlichem Ermessen auch das Bemühen der Polizei um eine objektive Klärung im Sande verlaufen wird. Jedenfalls ist bisher kein Fall bekannt, wo solche Ermittlungen Erfolg gehabt hätten.

(Spürnase: Atlantiker, Foto: Gesicht zeigen gegen Rechts in Aachen)