Bildungsbürger fliehen aus Kreuzberg


Keiner der Fraktionsvorsitzenden des Kreuzberger Bezirksparlaments hat sein Kind auf einer Schule im Kreuzberger Kiez. Auch Klaus Wowereit würde seine Kinder, so er denn welche hätte, nicht dort einschulen. Bildungsbewusste Eltern (auch Migranten) ziehen vor Einschulung ihrer Kinder weg. Sie haben sich lange die Wirklichkeit zurechtgelogen, die grün-alternativen Wähler, fühlten sich links-alternativ als etwas Besseres. Doch nun reichts, und die Grünen vertreiben ihre eigenen Wähler.

Der Grünen-Bundesvorsitzenden Cem Özdemir, der selbst in Kreuzberg mit kleinen Kindern wohnt und das Problem gut versteht, hilft ihnen nicht. Im Wedding gibt es dasselbe Problem.

Die WELT schreibt:

Als es Familie Unger keinen großen Spaß mehr machte, in Berlin-Kreuzberg zu leben, war ihre älteste Tochter fünf Jahre alt. Bis dahin hatte das Architektenpaar das multikulturelle Flair und die Kneipen im Kiez genossen. Daran änderte auch die Geburt von Jette zunächst nichts. Doch dann, ein paar Jahre später, kroch langsam die Panik in Christian Unger hoch. Zwar befindet sich in der Nähe ihrer Altbauwohnung eine durchaus attraktive staatliche Grundschule: Die Mischung von ausländischen Kindern (60 Prozent) und deutschen Kindern (40 Prozent) ist für Kreuzberger Verhältnisse gut. Die Schulleitung ist engagiert, es gibt einen musischen Schwerpunkt. Doch das Einzugsgebiet dieser Schule hatten die Ungers um einen Straßenzug verpasst. Hingegen stand die Schule in ihrem Einzugsgebiet in miserablem Ruf. Das lag weder am leicht schäbigen Schulgebäude noch am Lehrermangel, sondern daran, dass 95 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund haben und rund zwei Drittel dieser Kinder aus bildungsfernen Familien kommen. „Wir wollten ja keine Eliteschule“, sagt Unger. „Wir wollten nur, dass unsere Tochter normale Startchancen hat.“

In Berlin muss man das Kind an derjenigen Grundschule anmelden, die von der Verwaltung als wohnortnahe Einzugsschule festgelegt wurde. Zwar hat man dann die Möglichkeit, eine Schule in einem anderen Gebiet zu wählen. Das aber muss man begründen, etwa mit einem besonderen Schulschwerpunkt, der für das Kind relevant ist. Der musische Bereich jedoch zählt nicht als Schwerpunkt, und zudem sind attraktive Grundschulen in der Regel so überlaufen, dass für die Eltern kaum Hoffnung besteht, ihr Kind dorthin schicken zu können. Folglich bleiben viele auf die vorgegebene Einzugsschule verwiesen.

Die Einzugsschule der Ungers besuchen fast durchweg Kinder, die schlecht Deutsch sprechen. „Die meisten Schüler hier haben noch nie erlebt, dass morgens ein Elternteil zu Arbeit geht“, sagt Unger. Auf so eine Schule wollte die Familie ihr Kind nicht schicken.

Also setzten Ungers ihre Tochter auf die Liste der evangelischen Schule Kreuzberg, die ein engagierter Elternkreis zu gründen versuchte. Die Schule sollte die Mischung aus Akademikern und bildungsfernen Familien im Kiez abbilden, der Anteil von Migrantenkindern sollte ein Drittel nicht übersteigen. Das Schulgeld sollte sich auf 50 bis 100 Euro im Monat beschränken und für Kinder aus bedürftigen Familien entfallen. Die Nachfrage war riesig. Doch das Projekt bekam keine politische Unterstützung. Die grüne Bezirksregierung argumentierte, dass eine solche Privatschule zu einer Spaltung führe: Mittelschichtkinder hier, Unterschichtkinder dort.

Seit Jahren schon gibt es eine Fluchtbewegung der bildungsinteressierten Familien aus Kreuzberg. Für sie wird es immer schwieriger, ihre Kinder an sozial ausgewogenen Schulen unterzubringen. Die grüne Bezirksregierung verprellt das Kreuzberger Bildungsbürgertum – und so ihre eigenen Wähler: Auch Eltern aus dem linksalternativen Spektrum sprechen mit Blick auf den Anteil der Kinder nicht deutscher Herkunft von „umgekippten Klassen“. Doch Bildungsstadträtin Monika Herrmann (Grüne) bleibt dabei: „Privatschulen“ für Kinder der Mittelschicht solle es in ihrem Kiez nicht geben.

Falls sie denn eigene Kinder hat, kann sie ja wegziehen…


(Spürnase: Ralf)