40 neue Kernkraftwerke für Europa

So sehen Verlierer aus

Heute sind wir begeisterte Europäer. Manchmal fasst sogar die EU einen vernünftigen Entschluss: Der Ausbau der Kernenergie soll in Europa gefördert werden. 40 neue Kraftwerke sollen entstehen. Die saubere und sichere Energie wird nach dem Vorbild sogenannter „erneuerbarer Energien“ in Deutschland staatlich gefördert.

Neben der günstigen und sicheren Energieversorgung der europäischen Völker – außer dem Deutschen – ein großartiges Geschäft auch für die Kraftwerksindustrie, in  der Deutschland einst führend war. Dank des hysterischen Ausstieges bleibt Deutschland nun leider außen vor. Wir haben ja unsere Windmühlen, und wenn der Wind mal nicht weht, können wir zumindest hoffen, dass unsere Nachbarn uns etwas von ihrem guten Atomstrom abgeben. Billig werden sie es allerdings nicht machen.

Die WELT berichtet:

Die EU befürwortet einem Zeitungsbericht zufolge trotz des deutschen Atomausstiegs den Neubau zahlreicher Atomkraftwerke. Im bislang vertraulichen Entwurf „Energy Roadmap 2050“ bezeichne EU-Energiekommissar Günther Oettinger die Atomkraft als „wichtigen Faktor“, heißt es in einem Vorabbericht der „Süddeutschen Zeitung“.

Unterhändlern zufolge sehen die Details mehrerer Szenarien den Neubau von 40 Kernkraftwerken allein bis 2030 vor, wie es in dem Bericht weiter heißt.(…)

Auch eine finanzielle Förderung der Atomenergie in Mitgliedsstaaten ähnlich dem Erneuerbare-Energien-Gesetz für grünen Strom in Deutschland halte die Kommission Unterhändlern zufolge für möglich. Sie könnte demnach Subventionen für Neuinvestitionen in Atomkraftwerke, zum Beispiel in Großbritannien, erlauben.

Die Tatsache, dass im Abendland bezüglich der Energiepolitik offenbar noch eine Restvernunft vorhanden ist, macht Hoffnung, dass diese irgendwann auch einmal auf andere Politikfelder angewendet werden möge. Und vielleicht modifiziert Deutschland ja eines Tages den Vorschlag von Augsteins Sohn dahin gehend, nicht nur das Falsche zu tun, wenn alle es machen, sondern auch ausnahmsweise einmal das Richtige?

  1. #1 von Jaette am 09/12/2011 - 17:58

    So sehen Verlierer aus

    Absolut, jedoch ist die „Energiefrage“ nicht so absolut zu beantworten. Ja, Windenergie, Photovoltaik wie Solarthermie als auch Geothermie/andere Exoten haben ihre Berechtigung, wenn die gewonnene Energie zu einem marktüblichem, unsubventioniertem Preis verlustarm übertragen, dem Verbraucher grundlasttauglich zur Verfügung steht. Solange das jedoch nicht der Fall ist, dürften/müssen auch Atomstrom und seine Erzeugung wie die Energiegewinnung aus fossilen Energieträgern ein Teil des Versorgungssystems bleiben. Das ist zwingend, ohne die Rest-Risiken, hier meist der Risikofaktor Mensch, ausblenden zu wollen. Wer das nicht versteht, ist wahrhaft ein Verlierer!

  2. #2 von stm am 09/12/2011 - 18:32

    Das nenne ich perfektes Timing. Nachdem vor etlichen Wochen SIEMENS seinen Ausstieg aus Kernforschung und -entwicklung bekannt gegeben hat, kann die EU (=Frankreich) nun energietechnisch aufrüsten, und Deutschland kann den dringend benötigten Strom für teures Geld einkaufen. Damit hat man sich einen zahlungsfähigen Kunden gesichert, der den ganzen Subventions-Firlefanz finanziert und die ausländische Wirtschaft ankurbelt. Ich bin allerdings gespannt, ob das auch noch funktioniert, wenn Deutschland pleite ist. Von wem wollen sich die Eurokraten dann durchfüttern lassen? Denn die anderen Länder haben ja den Krieg nicht verloren und werden das nicht mitmachen.

  3. #3 von Kruzifünferl am 09/12/2011 - 21:52

    @Jaette
    Der Schlüssel zu einer vernünfitigen Energieversorgung ist ein Energiemix aus Kohlekraft, Erdgas, Wasserkraft, Windenergie, Sonnenenergie (Photovoltaik und Solarthermie), Biogas, Geothermie, Kernkraft usw.

    Der in Deutschland noch nicht geklärten Endlagerung von radioaktiven Abfällen steht eine weitgehend problemlose Erzeugung (mit Nachdruck: auf Deutschland bezogen!) von Energie als Grundlastversorgung gegenüber.
    Eine seit 1974 laufende Kampagne der Bundesregierung beschreibt allerdings eine weitere wichtige „Energiequelle“ – die Einsparungsmöglichkeiten.
    Diese wurden lange Zeit vernachlässigt, die ungewollte Stromaufnahme war sehr lange Standard.

    Vor etlichen Jahren gab es bereits Berechnungen, die ausführten, dass der Verzicht auf Bereitschaftsschaltungen bei elektrischen Geräten (insbesondere Fernseher – auch heute noch gang und gäbe in Hotels) und die Verwendung abschaltbarer Steckdosen für Geräte, die auch in abgeschaltetem (!) Zustand eine Leistungsaufnahme aus dem Stromnetz haben / hatten, dazu führen, dass zwei Kernkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden könnten – ohne dass man dies negativ merken würde.

    Es gilt weiterhin, diese Einsparpotenziale systematisch zu nutzen, dann können wir den Ausstieg aus der Kernenergie probkemlos bis 2022 bewältigen. Den Ersatz des Stroms für die bereits jetzt nicht mehr ans Netz gehenden KKWs können wir kompensieren. (s.u.)

    Was andere EU-Staaten machen, muss uns nur dann interessieren, wenn KKWs mit geringem Sicherheitsstandard in der Nähe von Deutschland aufgestellt werden (Fessenheim, Temelin).

    Ansonsten sollten wir die vorhandenen Energiegewinnungspotenziale nutzen.
    Es darf nicht sein, dass das Stromnetz so gering dimensioniert ist, dass gelegentlich (derzeit viel zu oft) die Windkraftanlagen aus dem Wind gedreht werden müssen.
    Man sollte also das Stromnetz ausbauen und parallel dazu die Gelegenheit nutzen, „Windgas“ herzustellen, also mit derzeit überschüssigem Strom durch Windenergie aus CO2 und Wasser Methan herzustellen und in das Erdgasnetz einspeisen – dieses hat in Deutschland noch enorme freie Kapazitäten, und es gibt genügend dankbare Verbraucher …

    @stm
    Deutschland muss nur dann teuren Strom kaufen, wenn unsere Politiker nicht die Rahmenbedingungen für eine vernünftige nationale Energiepolitik schaffen … (s.o.)

  4. #4 von stm am 09/12/2011 - 22:14

    #3 von Kruzifünferl am 09/12/2011 – 21:52

    Milchmädchenrechnungen. Was Du da erzählst, ist Wunschdenken. Entweder funktioniert es nicht, oder es ist nicht zu bezahlen. Wir kaufen aufgrund der Abschaltung der Kernkraftwerke täglich für Millionen Strom ein. Wenn zu viel Wind weht haben wir negative Strompreise, zahlen also dafür, daß man und den unnötigen Überschuss abnimmt. Die „erneuerbare Energie“ ist eine riesige Lüge. Sie würde nur funktionieren, wenn man sie mit annehmbarem Wirkungsgrad transportieren und speichern könnte. Beides ist zur Zeit nicht zu machen.

  5. #5 von Kruzifünferl am 09/12/2011 - 23:42

    #4 von stm am 09/12/2011 – 22:14
    Wer lesen kann, ist klar im Vorteil – ich habe über kurz- bis mittelfristig mögliche Handlungsoptionen geschrieben. Eine von Dir abqualifizierend gemeinte „Milchmädchenrechnung“ habe ich nicht aufgemacht. Wo aus meinem Text liest Du die heraus?
    Lies meinen Beitrag noch mal in Ruhe.

    Du hast recht – und das widerspricht nicht meinem Text – dass derzeit die kostenlose Abgabe von Strom in Nachbarländer und der kostenpflichtige Rückkauf erfolgt. Das ist abartig.
    Hier ist, wie von mir geschrieben, die Politik gefordert.

    Im Gegensatz zu Dir habe ich die Wortkombination „erneuerbare Energie“ nicht verwendet, weil dies – auch wenn es Gesetzestext ist – Blödsinn ist.
    Energie ist es als solche, sie ist nicht „erneuerbar“. Energie nimmt lediglich unterschiedliche (Verwertungs-)Formen an. Das erfährt man in der ersten Doppelstunde einer Vorlesung Thermodynamik.
    Insofern hast Du recht: das Geschwafel über die „erneuerbare Energie“ ist allein schon semantisch „eine riesige Lüge“.

    Dein Argument, „erneuerbare Energie würde funktionieren, wenn man sie mit annehmbarem Wirkungsgrad transportieren und speichern könnte“, kann ich mit dieser Absolutaussage auch nicht stehen lassen.
    Wenn ich die Wahl habe, ein Windrad trotz Wind stillzulegen, weil das Stromnetz überlastet ist – oder die Drehbewegung des Windrades für eine Methanerzeugung zu nutzen – dann diskutiere ich doch nicht mehr über einen Wirkungsgrad!

    Denk noch mal darüber nach.

  6. #6 von Martin Schrödl am 10/12/2011 - 00:01

    Wie Verlierer aussehen, wissen wir also jetzt. Nur wann diese „Verlierer der ersten Reihe“ endlich mal zur Verantwortung gezogen werden, steht noch in den Sternen.

  7. #7 von stm am 10/12/2011 - 00:22

    #5 von Kruzifünferl am 09/12/2011 – 23:42

    Wenn ich die Wahl habe, ein Windrad trotz Wind stillzulegen, weil das Stromnetz überlastet ist – oder die Drehbewegung des Windrades für eine Methanerzeugung zu nutzen – dann diskutiere ich doch nicht mehr über einen Wirkungsgrad!

    Denk noch mal darüber nach.

    Muss ich nicht. Ich bin leider beruflich vorbelastet. Ich arbeite für ein EVU und nehme von Biogasanlagen über PV bis zu WK und natürlich „normale“ Verbraucher die einfach nur Strom brauchen so einiges in Betrieb (Mittelspannung). Es ist schon schwer genug, die erzeugten Leistungen elektrisch weg zu schaffen, eine Gasleitung in der Nähe ist mir bisher nicht begegnet. Man müßte das Gas ja auch noch erzeugen, wieder Aufwand und weniger Wirkungsgrad. Der zählt unter dem Strich. Netztechnisch gesehen steigt der Aufwand inzwischen weiter. PV Wechselrichter sollen nun auch Blindleistung liefern, und bei der Kurzschlußleistung sollen die WK einspringen. Das verteuert den ganzen Unsinn noch weiter, das Hauptproblem löst es nicht. Es wird weiterhin subventioniert, daß zu UnZeiten an UnOrten überflüssige Energie erzeugt wird, die man mit vertretbarem Aufwand nicht nutzen kann.

  8. #8 von miri am 10/12/2011 - 07:19

    Das mit den 2 Atomkraftwerken soll nicht stimmen.
    Aber allein mit neuen Pumpen liesse sich seeeehr viel einsparen!Bei Heizungspumpen bis zu 90%!

  9. #9 von Jaette am 10/12/2011 - 10:37

    @ stm & Kruzifünferl

    Ihr habt beide recht! Sicher ist es wünschenswert, „Windstrom“ zu speichern, zumal die Anlagen, die nun einmal auf Grund verfehlter Subventionspolitik überall herumstehen, nur zu 15% ausgelastet sind, was allein die Absurdität diese Systems unterstreicht. Auch das Einspeisen von Bio-Gas ins Verbundnetz wird praktiziert, über den Nutzen kann man ebenso streiten.
    Fakt ist jedoch, dass die „Verteuerbaren Energien“ ein gewaltiges Abkassier-und Subventionsbetrugssystem darstellen, was abgeschafft gehört! Wenn in dem Bereich marktüblich berechnet und endlich der überfällige Netzausbau vorangetrieben wird, darf man sich gern wieder darüber unterhalten. Bis dahin sollte man den grünen Ökofaschisten auf die Hände schlagen, wenn sie ihre Verrücktheiten als „alternativlos“ verkaufen wollen.

  10. #10 von stm am 10/12/2011 - 13:49

    #9 von Jaette am 10/12/2011 – 10:37

    Netzausbau ist gut und schön, nur wer soll das bezahlen? Die Netzbetreiber verdienen an der Durchleitung viel zu wenig. Außerdem protestieren die Grünen ja selbst dagegen, wobei ich nicht verstehe warum eine Hochspannungsleitung schlimmer als ein Windpark sein soll. Aber selbst wenn das Netz mehr Kapazität hätte, funktioniert die „erneuerbare“ Energie immer noch nicht. Die Verfügbarkeit ist viel zu gering. Bei WK ca. 1200 – 1300 Stunden, bei PV sogar nur etwa 700 – 900. Das Jahr hat aber etwa 8760 Stunden. Man kann also noch so viel Leistung installieren und dennoch kein eiziges konventionelles Kraftwerk dafür abschalten, oder, wenn man es tut, kommt der Stromhalt aus einem anderen konventionellen Kraftwerk im Ausland. Die Speichermöglichkeiten sind begrenzt, und in dem man Glühlampen verbietet spart man auch nicht viel (nur etwa 1 Prozent der Energie wird im Haushalt für Beleuchtung verwendet). Inzwischen werden die Einspeisevergütungen für Neuanlagen wieder reduziert, weil man gemerkt hat, daß das Netz „am Ende“ ist und die überschüssige Energie nicht mehr abtransportiert werden kann. Da die „erneuerbare“ Energie von den Netzbetreibern bevorzugt werden muß, werden bei zu viel Produktion dann die konverntionellen Kraftwerke zurückgefahen, mit schlimmen Folgen: Teillast heißt weniger Wirkungsgrad und damir mehr CO2, das Material leidet (insbesondere die Turbinen) usw. Statt den Stromkunden hätte man die Windmühlenbetreiber an den Kosten für den Netzausbau beteiligen müssen, aber dann gäbe es keine Windanlagen weil der Unsinn viel zu teuer wäre. Soviel zum Thema „Nachhaltigkeit“ der grünen Politik. Nur 8 Jahre Rot-Grün haben Schäden angerichtet, die kaum wieder gut zu machen sind. Und die Nachfolger betreiben den Unfug auch noch weiter.

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