Tanri misafiri kabul ediyormusunuz


Im „Tagesspiegel“ darf sich Hatice Akyün darüber freuen, dass „die Ordnungsämter den Kampf gegen die „Invasion türkischer Großfamilien längst aufgegeben“ haben. Touristenbusse würden heute angeblich lieber an grillenden türkischen Großfamilien als am Schloß Bellevue vorbeifahren. Vielleicht als abschreckendes Beispiel?

Im „Tagesspiegel“ freut sich Hatice über die „Invasion ihrer Landsleute“:

Es gibt Menschen, die fahren Cabrio, sitzen in Cafés oder machen Ausflüge zur Ostsee, um das schöne Wetter zu genießen. All das empfindet mein Vater als sinnlose Lebenszeitverschwendung. Sobald die Temperatur oberhalb des Gefrierpunktes liegt, stellt er seinen Grill auf. Dass er sich warm einpacken muss und die Nachbarn sich hinter ihren Gardinen über ihn lustig machen, ist ihm egal. Wenn ich vom Fenster aus zurufe, dass er doch besser den Elektrogrill benutzen solle, fächert er noch heftiger mit einem Stück Pappe und erzeugt dabei so viel Rauch wie ein Diesellastwagen. Es gibt zwei Dinge, die für meinen Vater lebenswichtig sind: essen und reden.

Hach, ist das aber lustig, in Deutschland auf die Deutschen zu „scheißen“.

An Sommerwochenenden erinnert mich der Tiergarten ein wenig an das Heimatland meiner Eltern. Aber nicht wegen der kleinen Schönheiten wie dem Rosengarten oder dem wild wuchernden Oleander, nein, wegen der weitläufigen Rasenflächen.

Wo man grillend den Deutschen den Stinkefinger zeigt.

Ich muss zugeben, dass die Müllberge, die unfein entsorgten Plastikstühle und die schwarzen Brandkuhlen, die im Park zurückbleiben, kein schöner Anblick sind. Dann schäme ich mich ein bisschen für meine Landsleute. Sobald ich aber das köstlich zubereitete Fleisch rieche, bin ich schnell wieder eine von ihnen.

Die Ordnungsämter haben den Kampf gegen die Invasion türkischer Großfamilien längst aufgegeben. Mittlerweile fahren die Touristenbusse nicht mehr an Bellevue vorbei, um den Amtssitz des Bundespräsidenten vorzuzeigen, sondern um die orientalische Grilloase gegenüber zu präsentieren.

Du kommst als Fremder und gehst als Freund, lautet ein türkisches Sprichwort. Wenn Sie also einem grillenden türkischen Familienvater begegnen sollten, gehen Sie zu ihm und sagen Sie freundlich: „Tanri misafiri kabul ediyormusunuz – habt ihr für Allahs Gast einen Platz an eurem Tisch?“ Ich verspreche, dass Sie sofort zum Essen eingeladen werden. Nur keine falsche Scham, essen Sie, soviel Sie können, Sie werden es ganz sicher nicht bereuen. Oder wie mein Vater sagen würde: Can bogazdan gelir – der Weg ins Herz führt über die Kehle.

Vielleicht sollte Hatice sich mal das Sterben ihrer Fleischlieferanten ansehen. Oder schmeckt es dann erst richtig?

(Spürnase: traian)

Ebenfalls erschienen bei PI-News