Sarrazins Erklärung im Wortlaut

Thilo Sarrazin wird nicht aus der SPD ausgeschlossen. ein entsprechender antrag, der u.a. von Andrea Nahles vorgetragen wurde, ist vor dem zuständigen Parteiausschuss gescheitert. Sarrazin stellt in einer Erklärung klar, in wie weit er von den Betreibern des Antrages missverstanden wurde.

Wir bringen die Erklärung im Wortlaut:

1. Ich habe in meinem Buch nicht die Auffassung vertreten oder zum Ausdruck bringen wollen, dass sozialdarwinistische Theorien in die politische Praxis umgesetzt werden sollen. Es entspricht insbesondere nicht meiner Überzeugung, Chancengleichheit durch selektive Förderungs- und Bildungspolitik zu gefährden; alle Kinder sind als Menschen gleich viel wert.
Ich habe mit meinem Buch keine selektive Bevölkerungspolitik verlangt; der Vorschlag, Frauen in akademischen Berufen und anderen gesellschaftlich hervorgehobenen Positionen Prämien zu gewähren, sollte diesen Frauen lediglich die Möglichkeit verschaffen, ihre Berufe und Tätigkeiten mit der Geburt eigener Kinder zu verbinden.
Hiermit habe ich auch nicht die Vorstellung verbunden, diese Förderung lediglich Frauen mit akademischen Berufen oder mit bestimmter Nationalität oder Religion zukommen zu lassen.
2. Mir lag es fern, in meinem Buch Gruppen, insbesondere Migranten, zu diskriminieren. Vielmehr sollten meine Thesen auch der Integration von Migrantengruppen dienen, die bislang aufgrund ihrer Herkunft, sozialen Zusammensetzung und Religion nicht bereit oder in der Lage waren, sich stärker zu integrieren. Es entspricht nicht meiner Vorstellung, dass diese Gruppen bei eigenen Anstrengungen und einer ergänzenden Bildungspolitik etwa aus genetischen Gründen nicht integriert werden könnten.
Mit ging es also darum, schwerwiegende Defizite der Migration, Integration und Fehlentwicklungen der Demografie in Deutschland anzusprechen, eine fördernde Integrationspolitik und Demografiepolitik zu entwickeln und dafür insbesondere die vorhandenen Defizite des Bildungssystems zu überwinden.
3. Ich habe zu keiner Zeit die Absicht gehabt, mit meinen Thesen sozialdemokratische Grundsätze zu verletzen. Sollten Mitglieder der Partei sich in ihrem sozialdemokratischen Verständnis beeinträchtigt fühlen, bedaure ich dies, auch wenn ich meine, dass mein Buch hierzu keine Veranlassung gegeben hat.
Bei künftigen Veranstaltungen und Auftritten in der Öffentlichkeit werde ich darauf achten, durch Diskussionsbeiträge nicht mein Bekenntnis zu den sozialdemokratischen Grundsätzen in Frage zu stellen oder stellen zu lassen.

  1. #1 von WahrerSozialDemokrat am 22/04/2011 - 10:33

    „sozialdemokratischen Grundsätze“

    Das bedarf allerdings einer Erklärung! Ich bin genau wegen diesen „sozialdemokratischen Grundsätzen“ aus der Partei nach 22 Jahren Mitgliedschaft ausgetreten, da diese in der derzeitigen SPD unauffindbar, zumindest aber in den Hintergrund getreten sind.

    Und ich gehe davon aus, das Sarrazin andere Vorstellungen davon hat, als Gabriel oder Nahles oder Müller und Meier…

  2. #2 von necrohazred am 22/04/2011 - 13:57

    #1 von WahrerSozialDemokrat am 22/04/2011 – 10:33

    „sozialdemokratischen Grundsätze“ … ich gehe davon aus, das Sarrazin andere Vorstellungen davon hat, als Gabriel oder Nahles oder Müller und Meier…

    Ich gehe davon aus, dass Nahles und Gabriel überhaupt keine Vorstellungen von „sozialdemokratischen Grundsätzen“ haben. In deren Augen sind Grundsätze etwas Reaktionäres und in der Politik Hinderliches.

  3. #3 von necrohazred am 22/04/2011 - 14:03

    Diese Erklärung Sarrazins gibt nur konzentriert wieder, was wir bereits wussten und was jeder Leser seines Buches weiß. Es kein Einknicken und keine Selbstverleugnung. Lediglich der letzte Satz reicht nach einem Zugeständnis, ist aber nur eine beliebig auslegbare Floskel.
    Eine Niederlage der Partei-Linken gegen die Angst der Partei vor der Basis!

  4. #4 von einteilvonjenerkraft am 22/04/2011 - 14:36

    #1 von WahrerSozialDemokrat am 22/04/2011 – 10:33
    Und ich gehe davon aus, das Sarrazin andere Vorstellungen davon hat, als Gabriel oder Nahles oder Müller und Meier…
    … oder WahrerSozialDemokrat 😉

  5. #5 von rhein main am 22/04/2011 - 16:49

    Schau an, jetzt kann der Sarrazin doch in der SPD bleiben und das ziemlich stressfrei. Was haben die Nahles und der Gabriel getönt. Was heisst das jetzt für mich, ist das alles richtig was der Sarrazin sagte und sind das SPD Positionen. Schon komisch. Irgendwie schafft sich die SPD mit einem solchem Verhalten wohl selbst ab.

  6. #6 von WahrerSozialDemokrat am 22/04/2011 - 17:27

    #4 von einteilvonjenerkraft am 22/04/2011 – 14:36

    Vermutlich! 🙂

    Doch wohl näher bei Sarrazin und Schmidt! Doch so ein Austritt hat halt auch was mit gefühltem Verräter zu tun! Ich weiß wovon ich rede und bekam es auch zum Vorwurf… Die alten Männer wollen sich dem aber nicht mehr aussetzen… Einerseits verständlich, anderseits tuen sie ihrem Land keinen gefallen damit und sie sollten sich überlegen was schwerer wiegt…

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