Aufklärung im KStA

Der KStA klärte uns gestern in seinem Leitartikel darüber auf, dass die meisten Moslems unauffällig und strebsam unter uns leben, nur leider die wenigen Hardliner den Ton angeben würden.. Ach so. Gut, dass das mal gesagt wurde. Dann ist es also Einbildung, dass viele Zuwanderer in der Schule den PISA-Schnitt drücken und Moslems die Gefängnisse füllen. Sind in Wahrheit keine Moslems. Alles Vietnamesen.

Der KStA weiß:

Immer öfter sind es die Gescheiterten und Unbequemen, die in einer rückwärts gewandten Auslegung des Islam Zuflucht sucht. Leider ist es gerade diese schwierige Gruppe, welche die öffentliche Wahrnehmung beherrscht.

Lebt nicht eine große Zahl der deutschen Muslime in unauffälliger Normalität, rückt zunehmend in gute Positionen vor und erhofft für seine Kinder dasselbe? Die Wahrnehmung allerdings beherrschen die anderen. Die vielleicht ebenso große Zahl von Zugewanderten, deren lange vernachlässigte Probleme immer offensichtlicher werden. Zu viele haben den Anschluss an die Gesellschaft verpasst. Jetzt schreit alles nach Umkehr und endlich nach Bildungshilfen von klein auf. Zu Recht. Als Alternative für Gescheiterte und Bequeme bleibt sonst nur das deutsche Sozialsystem. Ein teurer Spaß!

Immer öfter ist es gerade diese Gruppe, die in einer rückwärts gewandten, wörtlichen Auslegung der religiösen Texte aus dem 7. Jahrhundert Zuflucht sucht. Jene, die glauben, traditionelle statt demokratische Werte helfen ihnen, ihre Welt zu ordnen und Selbstachtung zu erfahren, indem sie Frauen mitten in Deutschland unterdrücken und maßregeln. Mit dem Islam, wie ihn die meisten Muslime hier leben, hat das nichts zu tun. Durch persönlichen Kontakt kann man sich davon leicht überzeugen.

Und eben deshalb müssen die überwiegend konservativen Moscheevereine orthodoxen Tendenzen endlich konsequenter entgegenwirken. Der offizielle Islam braucht dringend einen offenen islamischen Diskurs, auch und vor allem über die weibliche Autonomie, wie sie Europas Gesellschaften auszeichnet. Jungen, vermeintlich frommen Muslimen in Deutschland muss klar sein, dass jeder Glauben Entwicklung einschließt. Also auch Verwestlichung. Sonst wird es bald Parteien geben, die davon leben, Misstrauen gegen den Islam zu schüren. Und die religiösen Hardliner können sagen: wir haben es doch immer gesagt, die wollen euch nicht.

Niemand hat abgestritten, dass es Moslems gibt, die unauffällig unter uns leben. Das kommt davon, wenn man „Moslem“ und „Islam“ undifferenziert vermischt. Und ob diese Unauffälligen z. B. ihren Töchtern und Schwestern erlauben, sich auch unter Ungläubigen ihren Lebenspartner selbst zu suchen, ist eine andere Sache.

Und warum tun die „konservativen Moscheevereine“ nichts gegen die „Orthodoxen“? Ganz einfach: Weil die den Koran, der ein Buch ist, das bekanntlich nicht hinterfragt werden darf, im Rücken haben.