Gastbeitrag von Ilex
Der Gott, der zumindest dieses Planetensystem konstruiert hat, arbeitete leider etwas flusig. Seinen Geschöpfen hat er die Denksportaufgabe der Zeitbestimmung hinterlassen. Eine Sonne, die in ungeraden 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden umlaufen wird und ein Mond, der krumme 29,53 Tage (im Durchschnitt, mal etwas mehr, mal etwas weniger) benötigt, um das gleiche Erscheinungsbild von der Erde aus gesehen wiederzugeben.
Nun ist das mit dem Mond ja noch relativ einfach. Einfach sehen, wann nach Neumond die neue schmale Mondsichel am Horizont sichtbar wird und der neue Monat beginnt. Irgend ein junger Priester musste sich die Nacht damit um die Ohren schlagen und sich so für höhere Weihen empfehlen. So weit, so gut – das erste Stadium gemeistert.
Dennoch wurmte Leute mit Gefühl für Systematik, dass dies Sonne mit ihrer Bestimmung der Jahreszeiten so frei und unabhängig vom Mond agierte. Sicher – 19 Jahre waren so ungefähr 235 Monate. So konnte man doch einen Kalender hinzimmern, der mit 12 Monaten im Jahr und alle paar Jahre 13 Monate von 29 und abwechselnd 30 Tagen und hin und wieder ein paar Korrekturtagen einigermaßen sinnvoll war und jeden Monat mit seinem Namen an seine Jahreszeit band. Viele Völker machten es so – die Griechen waren sich nicht zu schade und die Juden tun es im Prinzip noch heute.
Nun ist die genaue Länge des Jahres mit den Hilfsmitteln des Altertums nicht eben einfach festzustellen. Die Ägypter kamen dann auf die Rechnung mit 365 Tagen und einem Viertel. Als Mann der Tat übernahm Julius Cäsar diese Information, teilte das Jahr in 12 handliche Teile von 30 oder 31 Tagen, die er aus Nostalgie noch „Monate“ nannte und spendierte alle 4 Jahre dem kleinen Februar wenigstens Tag 29.
Kaum 1628 Jahre (46 und 1582) später fiel auf, dass die Sache so ganz nicht stimmte. Papst Gregor ließ 10 Tage ausfallen und stellte scharfsinnige Regeln für die Schaltjahre auf, die Jahre 1700, 1800, 1900, 2100, 2200, 2300, 2500 betreffend mit der Kalkulation, dass ungefähr im Jahre 3600 sich dann mal irgendjemand anders um den Tag Differenz zu kümmern habe, der dann vermutlich auftreten wird.
Handel, Wandel und Gewerbe bedienen sich nun dieses Mediums, der sich vornehmlich nach der Sonne richtet und jeder weiß, welcher Tag gemeint ist. Alle tun dies im internationalem Verkehr. Die Sommermonate sind immer im Sommer und am 24. Dezember hat es zumindest in Mitteleuropa zu schneien.
Alle? Aber nein! Da ist dies gar nicht so kleine arabische Widerstandsnest. Nach wie vor sind alle Neuerungen, die die einfache Beobachtung der Vorväter zu praktischerem Nutzen führen, ganz und gar tabu. Im großen Buch „Q“ sagt Text 9.36 = „Die Verschiebung durch einen Schaltmonat ist ein Übermaß an Unglauben“. Nicht, dass man das etwa noch so wie in der Nähe wohnenden Juden macht. Dabei ist dann gar nicht schlimm, dass das Jahr ungefähr 10 Tage zu kurz ist und dass die Feste durch die Jahreszeiten wandern. Fällt ja auch um den 30. Breitengrad nicht so auf, weil die Tageslängen dort nicht so stark variieren. Aber inzwischen hat man Kolonien dort weiter oben, Malmö und so, da ist beim einen Ramadan der Tag so kurz und beim anderen so lang. Macht nichts – Übermaß an Unglauben wird konsequent vermieden. Auch nicht der Spott, dass ihr Kalender nach dem Mond geht. Das darf man nun nicht als Starrsinn betrachten, sondern als Zeichen unbeirrbaren Glaubens.
Gastbeiträge geben die Meinung des Autors wieder, die icht der der Redaktion entsprechen muss
#1 von Kommentator am 30/01/2011 - 13:00
Ich habe gerade den Koran vor mir, Ausgabe Reclam von Henning:
Sure 9 Vers 37
Siehe, das Verschieben (des Monats Moharram auf den Monat Safar) ist eine Mehrung des Unglaubens. Die Ungläubigen sind hierdurch irregeführt. Sie erlauben es in einem Jahr und verwehren es in einem anderen Jahr, damit sie die Anzahl der von Allah geheiligten (Monate) ausgleichen und so erlauben, was Allah verwehrt (verboten) hat. Ausgeputzt ist ihnen das Böse ihres Tun; aber Allah leitet nicht die Ungläubigen.
#2 von Kommentator am 30/01/2011 - 13:01
Ich kann mir nicht helfen, aber ich höre immer einen ungebildeten Viehhirten heraus, besonders an der Stelle:“…Sie erlauben es in einem Jahr und verwehren es in einem anderen Jahr…“
#3 von Kommentator am 30/01/2011 - 13:06
Voraus geht diesem Vers der Vers 36 der neunten Sure mit folgendem Wortlaut:
„Siehe, die Anzahl der Monate bei Allah sind zwölf Monate, in dem Buche Allahs, an dem Tage, da Er den Himmel und die Erde erschuf. Von ihnen sind vier heilig. Das ist der wahrhafte Glauben. Darum versündigt euch nicht in ihnen und bekämpft die Götzendiener (Anm.=Ungläubige=Christen und Juden und Polytheisten, zu denen z.B. Buddhisten zählen) insgesamt, wie sie euch bekämpfen insgesamt insgesamt, und wisset, daß Allah mit den Gottesfürchtigen (Anm.= gläubige Moslems) ist.“
#4 von Argutus rerum existimator am 30/01/2011 - 13:34
Als Astronom konnte ich es mir natürlich nicht verkneifen, diesen Aufsatz kritisch durchzulesen. Dabei habe ich zwei Fehler gefunden:
1. Die 45,261 Sekunden bei der Länge des tropischen Jahres müßten auf 45 ab- und nicht auf 46 aufgerundet werden.
2. Zwischen dem Jahr 46 v. Chr. und 1582 liegen nicht 1628 sondern nur 1627 Tage, weil es kein Jahr 0 gibt.
#5 von WissenistMacht am 30/01/2011 - 13:47
OT OT OT: Sorry Ilex
Um 12.30 ist Rachid Al-Ghannouchi, Führer von Ennahda = renaissance islamique, aus London kommend in Tunis gelandet.
Er hatte sich wohl einen herzlicheren Empfang vorgestellt. Am Flughafen war trotz der vorsorglichen Absperrungen durch das Militär eine Riesenmenge von Tunesiern versammelt, die ihn lauthals zum Teufel wünschten (dégage! On ne veut pas de l’extremisme. C’est notre révolution = Haub ab! Wir wollen keinen Extremismus. das ist unsere Revolution).
Ghannouchi war sichtbar in Schweiss gebadet und hat nur eine kurze Presseerklärung abgegeben, wonach er ja auch für Demokratie sei und … blablabla!
Ich dachte, dass das vielleicht interessiert.
#6 von ilex am 30/01/2011 - 13:47
45,261 sagt Wiki und andere Quellen, in der Tat. Mir war aber immer noch 46 Sekunden gegenwärtig (wohl inzwischen veraltet – das tropische Jahr nimmt zur Zeit etwa eine halbe Sekunde je 100 Jahre ab). Durch meinen ersten Zweizöller sah ich vor 55 Jahren.
Ein Jahr Null existiert nicht. 46 vor Christi einschließlich des Jahres 46 sind 46 Jahre, 1582 einschließlich (maßgeblich war ja der Oktober) sind 1582 Jahre – in Summe 1628 und dann genau genommen davon abgezogen die Monate Oktober bis Dezember 1582 und die Monate im Jahre 46 bis zu dem Cäsar sein Dekret wirksam werden ließ. Wäre 1627, 501 Jahre (nicht Tage) ein guter Kompromiss? 😉
#7 von Dolomitengeist am 30/01/2011 - 13:48
Islam-Kriesenherde:’USA und Großbritannien heizen Herrschaft des Pöbels in Ägypten an‘
vermuten Webster Tarpley und russischer Autor
http://dolomitengeisteu-dolomitengeist.blogspot.com/2011/01/islam-kriesenherdeusa-und-grobritannien.html
Die krassen Unterschiede in der Berichterstattung von den Hofberichtern von PI (Weltdreck und Spiegelfechter)
ist sogar auf der Linken Repubblica zu lesen,
und erst recht bei vielen rechtskonservativen Medien in Ungarn-Serbien -Rußland.
Aus diesen Grund eben, würde es auch auf den pro-amerikanischen Incomptent-Blog nie einen solchen Beitrag geben.
Und im Vergleich zu uns, haben sie sehr dürftige Infos zu den Brandherden in Nahost geliefert,
inclusiv des Linken-PC-Dreckes als Quellen
Deutsche Medienberichte aus Quellen von D/ bekommen nicht mal eine Verlinunkungsquote von 5 % auf das Jahr gesehen, das Unterscheidet uns eben von PI.
#8 von HIP26727 am 30/01/2011 - 13:50
Nun ja, gönnen wir ihnen die kleine Befriedigung, dass wenigstenes ihr Kalender schneller ist als unserer.
In etwa 20.000 Jahren haben sie uns eingeholt, zumindest nach der Jahreszahl.
#9 von ilex am 30/01/2011 - 14:03
# 8 – HIP26727
Würde mich als Mohameddaner aber ärgern, dass ich schneller älter werde als die anderen. Bin ich 36, dann sind die anderen erst 35. Wieder ein fieser Trick der Ungläubigen.
#10 von Argutus rerum existimator am 30/01/2011 - 14:04
#8 von HIP26727 am 30/01/2011 – 13:50
In etwa 20.000 Jahren haben sie uns eingeholt, zumindest nach der Jahreszahl.
Das könnten sie billiger haben, würden sie statt der sinnlosen Mond-Jahre, die ja auf die Jahreszeiten ohnedies keine Rücksicht nehmen, einfach die Monate zählen.
Übrigens: Daß eine Religion, die einen heidnischen Mond-Gott zum monotheistischen Super-Gott aufgeblasen hat, an einem unpraktischen Mond-Kalender fästhält, halte ich nicht für einen Zufall.
#11 von einteilvonjenerkraft am 30/01/2011 - 14:08
Nun ist das mit dem Mond ja noch relativ einfach. Einfach sehen, wann nach Neumond die neue schmale Mondsichel am Horizont sichtbar wird und der neue Monat beginnt. Irgend ein junger Priester musste sich die Nacht damit um die Ohren schlagen und sich so für höhere Weihen empfehlen.
Na, nicht gleich die ganze Nacht. Nur etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang, denn spätestens dann ist der neue Mond auch untergegangen.
Das mit der Mondsichtung ist alles andere als trivial, und es gibt da alle Jahre wieder Streit um den richtigen Beginn und das richtige Ende des Ramadans. Die Praxis des ZMD war jahrelang dass sich der Deutsche Islam-Wissenschaftliche Ausschuss der Neumonde (DIWAN) in der Mili Görüs-Moschee in Kerpen bei Köln versammelte, dort über die Frage meditierte ob der Mond gesichtet wurde oder nicht, und dann den ungeduldig wartenden Gläubigen das überraschende Resultat per Email mitteilte. Mittlerweile hat man sich darauf geeinigt, die türkische Vorherberechnungsmethode zu übernehmen, welche aber aus verschiedenen Gründen umstritten ist.
#12 von einteilvonjenerkraft am 30/01/2011 - 14:16
#9 von ilex am 30/01/2011 – 14:03
Würde mich als Mohameddaner aber ärgern, dass ich schneller älter werde als die anderen. Bin ich 36, dann sind die anderen erst 35. Wieder ein fieser Trick der Ungläubigen.
Wenn es aber um den Renteneintritt geht, greifen die sicher gern auf Mondjahre zurück 😉
Der islamische Kalender hat auch andere Vorteile. Zum Beispiel kann man in Köln auf den Ausflugsdampfern der KD an seinem Geburtstag kostenlos mitfahren. Ich werde da leider diskriminiert, denn an meinem Geburtstag ist die Schifffahrt in jedem Jahr eingestellt. Aber mein Geburtstag laut Hedschra-Kalender müsste doch schon immer mal auf den Sommer fallen. Nun bin ich leider nicht in der glücklichen Lage dass mein Hedschra-Geburtsdatum im Pass vermerkt wird. Sonst hätte ich mir vielleicht mal den Spaß gemacht und das ausprobiert 😉
#13 von ilex am 30/01/2011 - 14:20
#11 von einteilvonjenerkraft am 30/01/2011 – 14:08
Na, nicht gleich die ganze Nacht. Nur etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang, denn spätestens dann ist der neue Mond auch untergegangen.
Gönne mir doch etwas dichterische Freiheit 😉
Das mit der Mondsichtung ist alles andere als trivial,
Eben abhängig von der geographischen Position. Wenn es denn nur Mekka betrifft, wäre die Sache ja noch leicht zu regeln – aber wenn man das maßgeblich bestimmen will von Agadir bis Manila und Khartoum bis Malmö, dann kommt es in der Tat zu Problemen. Das ist eben der Nachteil jungsteinzeitlicher Festlegung. Wobei man an derem Ende ja schon weiter gewesen sein scheint hinsichtlich eines 8-Jahres-Zyklus, der Sonne und Mond korrelliert (zwar weniger genau als der 19-Jahre-Zyklus, aber immerhin).
Das von Argutus angeführte pikante Detail, dass ausgerechnet ein ehemaliger Mondgott seinen Kalender im Griff behielt, läßt in der Tat tief blicken. i
#14 von einteilvonjenerkraft am 30/01/2011 - 14:21
Bei islam.de lesen sich die betreffenden Koranverse so:
Gewiß, die Anzahl der Monate bei Allah ist zwölf Monate, im Buch Allahs (festgelegt) am Tag, da Er die Himmel und die Erde schuf. Davon sind vier geschützt. Das ist die richtige Religion. So fügt euch selbst in ihnen kein Unrecht zu. Und kämpft gegen die Götzendiener allesamt wie sie gegen euch allesamt kämpfen! Und wißt, daß Allah mit den Gottesfürchtigen ist!
Das Verschieben eines Monats ist nur eine Mehrung des Unglaubens. Damit werden diejenigen, die ungläubig sind, in die Irre geführt; sie erklären ihn in einem Jahr für ungeschützt und in einem (anderen) Jahr für geschützt, um der Anzahl dessen gleichzukommen, was Allah für geschützt erklärt hat; so erklären sie für ungeschützt, was Allah für geschützt erklärt hat. Ihre bösen Taten sind ihnen ausgeschmückt worden. Allah leitet das ungläubige Volk nicht recht.
Interessant daran ist u.a. auch dass die heidnische Praxis mit den 4 heiligen Monaten (in welchen u.a. Kampfhandlungen verboten waren), die hier noch als gottgegeben bezeichnet wird, von den Muslimen später aufgegeben wurde.
#15 von ilex am 30/01/2011 - 14:22
# 12 – einteilvonjenerkraft
Nun bin ich leider nicht in der glücklichen Lage dass mein Hedschra-Geburtsdatum im Pass vermerkt wird. Sonst hätte ich mir vielleicht mal den Spaß gemacht und das ausprobiert 😉
Kannst Du die nicht eine Bescheinigung vom örtlichen Imam besorgen? Zu irgendwas muss dessen Anwesenheit doch gut sein.
#16 von Abu Sheitan am 30/01/2011 - 14:35
Wenn wir schon bei Zeit- und Kalenderforschung sind, sollte die „Chronologiekritik“ (siehe Wikipedia) nicht unerwähnt bleiben.
Der gern zitierte Professor Gunnar Heinsohn hat sich auch dazu Gedanken gemacht.
Wenn man die Argumente der Geschichtsrevisionisten ernst nimmt, bekommt das eigene Geschichtswissen aus Schule und Mainstreammedien ziemlich weiche Knie.
Karl der Große und Harun al Rashid finden sich plötzlich nur noch im Reich der Fantasy, wahrscheinlich zusammen mit dem falschen Propheten Mohammed. 😆
#17 von HIP26727 am 30/01/2011 - 14:40
@ #10 von Argutus rerum existimator am 30/01/2011 – 14:04
❗
Und wenn man in nördlicheren (oder viel südlicheren) Breiten mit recht kurzer Vegetationsperiode das Leben danach ausgerichtet hätte, wäre es wohl innerhalb weniger Jahre tödlich gewesen.
Weshalb ackerbauende Kulturen in diesen geographischen Lagen schon seit Urzeiten (siehe Himmelsscheibe von Nebra) auf die Sonne setzen und die aktuelle Mondphase höchstens als Korrektiv benutzten (machen die Esos ja heute noch).
#18 von HIP26727 am 30/01/2011 - 14:42
@ #9 von ilex am 30/01/2011 – 14:03
Setze „reifer“ statt „älter“, und schon ist´s wieder positiv. (dass nach „reif“ „faul“ folgt, muss man ja nicht unbedingt verraten)
#19 von ilex am 30/01/2011 - 14:44
# 16 – Abu Sheitan
Heinson und sein Jünger Topper – das ist junk-science. Totaler Idiotenkram und leicht zu widerlegen. Gibt es auch im Netz ellenlange Abhandlungen darüber. Schon die Motivation ist dermaßen an den Haaren herbei gezogen, dass sich die eigenen sträuben. Auch und gerade mit astronomischen Methoden und der Kontinuität der Wochenzählung lassen sich diese Thesen ad absurdum führen.
#20 von Brandenburg am 30/01/2011 - 14:53
Dort ist sowieso alles zu spät.
#21 von HIP26727 am 30/01/2011 - 14:59
#16 von Abu Sheitan am 30/01/2011 – 14:35
Jau, und die Dinosaurier haben auch nie gelebt und die Sterne sind Lampen an der Himmelkuppel mit individuell rotverschobenen Spektren, die am Mondhimmel nicht sichtbar sind, weil die Ausstatter des Filmstudios in Hollywood die vergessen haben, und . . . .
Ich bin schwer beeindruckt! 😈
#22 von einteilvonjenerkraft am 30/01/2011 - 15:07
Leute, dringendes OT:
http://english.aljazeera.net/watch_now/
Militärjets fliegen tief über Kairo.
#23 von Abu Sheitan am 30/01/2011 - 15:56
#19 von ilex
# 16 – Abu Sheitan
„Heinson. ..das ist junk-science.“
Heinsohn macht auf mich nicht gerade den Eindruck eines Science-Junkies.
Im Gegenteil halte ich ihn für einen unkonventionellen Querdenker, der zu sehr eigenwilligen Antworten findet und sehr wertvolle Denkanstöße liefert. Dass die Geschichtsschreibung oder auch die christliche Kirchengeschichte mit mehr oder weniger gelungenen Fälschungen angefüllt ist, bestreiten inzwischen nicht mal Historiker oder Theologen.
Aus der polnischen Geschichte verschwanden z.B. sang- und klanglos komplette Königsdynastien, die über Jahrhunderte als Gründungsmythos in Schulen und Universitäten gelehrt wurden.
#24 von HIP26727 am 30/01/2011 - 16:43
@ #23 von Abu Sheitan am 30/01/2011 – 15:56
Wo ist der Unterschied? Das eine ist die Fremd-, das andere die Selbstbezeichnung. 😈
#25 von ilex am 30/01/2011 - 16:57
# 23 – Abu Sheitan
Nun mal ganz im Ernst zu Heinson und Konsorten, vor allem zu Urvater Velikowsky: Die ganzen Bahauptungen sind nicht schlüssig. In den Weiten des Internet gibt es einige Seiten, die das fehlende Mittelalter als Blödsinn entlarven und die Bücher dieser „Historiker“ als handwerklich unredlich. Gerade Topper macht so viele Fehler in seiner Argumentation, dass man sich über die Schar seiner Anhänger wundert. Ja – auch junc-science kann etwas religiöses haben.
Natürlich gibt es gefälschte Urkunden. Eine der bekanntesten ist ja der Hamburger Freibrief, angeblich von Friedrich I („Barbarossa“), die aber durch den (bestochenen ?) päpstlichen Legaten Guido als echt erklärt wurde und deren Fälschung der Hamburger Senat erst 1865 oder so zugegeben hat. Trotzdem wird jedes Jahr am 8. Mai der Hafengeburtstag gefeiert.
#26 von ilex am 30/01/2011 - 17:19
naja, theoretisch am 07. Mai – aber wenn es mit dem Wochenende so hinkommt, dann auch am 8. oder 9. Mai
#27 von HIP26727 am 30/01/2011 - 17:32
@ #25 von ilex am 30/01/2011 – 16:57
Und wie war das noch mit der „Konstantinischen Schenkung“, deren Echtheit über 1000 Jahre vom Vatikan behauptet wurde?
Ich schätze, unsere klerikale Welt sähe ohne diese wohl etwas anders aus. 😦
#28 von Abu Sheitan am 30/01/2011 - 17:44
#25 von ilex
„Ja – auch junc-science kann etwas religiöses haben.“
„Totaler Idiotenkram“ und „Blödsinn“ sind auch nicht gerade wissenschaftliche Definitionen. 🙂
Sogenannte Wissenschaft hat oft mehr mit Glauben zu tun oder wird zur Wahrheit erklärt, als dass sie ergebnisoffen der Erkenntnis und Forschung verpflichtet wäre.
#29 von Aquila am 30/01/2011 - 17:55
Es hat ihn einfach nur gestört, dass er nicht gefragt wird, wann die Schaltjahre sein sollen. Und die richtige Antwort wäre ihm auch zu schwer gewesen.
Wenn schon herrschsüchtig, dann richtig.
#30 von einteilvonjenerkraft am 30/01/2011 - 19:26
Was die Chronologiekritik betrifft: Die gregorianische Kalenderreform, konkret das Wegfallenlassen von 10 Tagen, bewirkte das der Frühlingsanfang wieder auf den 21.3. fiel. Und das war ja auch Sinn der Übung, denn nach dem Frühlingsbeginn richtet sich das Osterdatum (Ostern ist am Sonntag nach dem ersten Vollmond nach dem 21.3.). Nun kann man berechnen, wann der Frühlingsbeginn zuletzt auf den 21.3. fiel, bevor der Julianische Kalender aus dem Ruder lief. Wenn unsere Jahreszählung stimmt war das zum Konzil von Nicäa der Fall. Die meisten Historiker gehen dann auch davon aus dass bei ebenjenem Konzil der 21.3. als Basisdatum für die Osterberechnung festgelegt wurde, weil an dem Tag halt die Tagundnachtgleiche war. Die Anhänger des erfundenen Mittelalters hingegen glauben, dass Frühlingsanfang im Moment der Julianischen Kalenderreform auf den 21.3. fiel, dann hätte aber durch Gregor um mehr als 10 Tage korrigiert werden müssen – es sei denn in unserem Kalender gibt es mindestens ein Jahrhundert zu viel.
#31 von ilex am 30/01/2011 - 21:46
# 28 – Abu Sheitan
„Totaler Idiotenkram“ und „Blödsinn“ sind auch nicht gerade wissenschaftliche Definitionen.
Nein, damit bezeichnet man eher Aussagen wie 1 + 1 = 3
Eigentlich geht es ja hier um den arabischen Mondkalender und nicht unbedingt um Chronologie-„Reformer“. Aber wie einteilvonjenerkraft schon anführte, hängen sich diese Leute vornehmlich an den 10 Tagen auf, die Papst Gregor ausließ, obwohl es eher 13 hätten sein sollen. Damit implizieren sie, dass zu Cäsars Zeiten der Kalender korrekt ging. Muss er aber nicht. Das hat eben mit der genauen Ermittlung der Jahreslänge zu tun und der Feststellung, an welchem Punkt ihrer Bahn die Sonne tatsächlich ist. Sehen kann man das ja nicht, weil tagsüber die Sonne zu hell ist. Also muss ich das nachts prüfen und es an den Sternen festmachen, die dem Sonnenstand gegenüber sind. In der Praxis um Mitternacht. Der Himmel muss korrekt vermessen sein in Bezug auf die Längenposition (Rektazension). Dazu bedarf es – ebenso wie bei der Seefahrt – genau gehender Uhren. Das war erst in der Neuzeit und der Moderne der Fall. Auch bein Konzil von Nicäa machte man vermutlich keine ganz genauen Messungen. Und fest stehende Sonnenzeiger mit Kalenderscala nach der Schattenlänge (nicht der Schattenrichtung, die die Stunde angibt) wie der Obelisk des Augustus sind bei linearer Skala ungenau wegen der unterschiedlich schnellen Bewegung der Erde um die Sonne nach dem 2. Keplerschen Gesetz.
#32 von einteilvonjenerkraft am 02/02/2011 - 13:18
Falls noch jemand mitliest:
The next new moon occurs on 2011 February 3 at 02:31 UT/GMT. Please try and observe the new crescent moon in the western sky after sunset on each of the three or four days following the instant of newmoon given above. Observations, both positive and negative, should besubmitted at http://www.crescentmoonwatch.org/report.htm.
Thank you for your continued participation in this project. The IoP MoonWatch Project Team
#33 von ilex am 02/02/2011 - 13:40
Da ja eben die 29,53 Tage für die Wiederkehr der Mondphasen nur ein Durchschnittswert sind, ist es auch heute noch eine anspruchsvolle Aufgabe, das Erscheinen der neuen Mondsichel für einen bestimmten geographischen Ort zu errechnen. So hat dies Projekt in dem Link von einteilvonjenerkraft eben eher mit astronomischer Forschung zu tun als islamischer Kalenderfestlegung. Wobei sich natürlich die letzteren bei den ersteren ja durchaus der Informationen bedienen könnten. Der Mond scheint schließlich auch für Nicht-Islamer in gleicher Weise.